Nachhaltigkeit in der Weinabteilung

Interview von Michael Kugel (Fair-Wine) mit Marc Zierles von www.edeka-zierles.de aus Oer-Erkenschwick.

Marc Zierles, Edeka E-Center Zierles

M. Kugel: Herr Zierles, im November 2020 haben wir die neue Weinabteilung eröffnet. Ich sage „wir“, weil ich damals an diesem Projekt maßgeblich mitwirken durfte. Was hat sich seither verändert?

M. Zierles: Die Weinabteilung kommt sehr gut an. Das Ambiente ist ein Magnet. Es hat sich herumgesprochen, dass unser Sortiment in der Region seinesgleichen sucht. Der Radius, aus dem unsere Kunden zu uns kommen hat sich vergrößert. Wir haben Zuspruch auch aus Städten, die etwas weiter von uns weg liegen wie Dortmund, Gelsenkirchen und sogar aus Düsseldorf. Dann hat uns Ende 2021 das Fachblatt „Weinwirtschaft“ (Meininger Verlag) zur LEH Weinabteilung des Jahres 2022 gekürt. Einen Auszeichnung auf die wir stolz sind.

Weinabteilung Nachhaltig Umgebaut - Nachhaltige Materialien Im Ladenbau

M. Kugel: Das Sortiment ist gewachsen. Um rund 480 zusätzliche Artikel bei gleicher Ladenfläche. Was ist bei diesem Zuwachs aus Ihrer Sicht nachhaltig?

M. Zierles: Der Ladenbauer Knoeppel hat ein Möbel-Konzept ausgearbeitet und produziert, welches auf gleicher Fläche mehr Artikel präsentieren lässt. Zudem hat sich die Übersichtlichkeit wesentlich verbessert. Wir konnten den Fußboden belassen und Knoeppel hat über 50% des Alt- Mobiliars ins neue Konzept integriert. Allein das hat schon erheblich CO2 eingespart.
Das Holz für die neuen Möbel ist zertifiziert und kommt von der Fa. Egger Holzwerkstoffe aus dem Sauerland. Dafür wurden auch keine neuen Bäume gefällt, sondern die Span-Platten wurden aus Restholz hergestellt, welches sonst verrottet oder verbrannt worden wäre. Im Grunde Abfallholz aus der Region (Umkreis von max. 300km). Damit sind wir sozusagen CO2-mäßig im PLUS!

Weinabteilung Nachhaltig Umgebaut - Der Hochwertige Fließenboden Wurde Erhalten

M. Kugel: Ist das alles?

M. Zierles: Nein, wir haben zudem weitestgehend auf Kunststoffe und Lacke verzichtet. Die neuen Regale sind mit Melaminharz beschichtet und die auswechselbaren Schilder aus Metall. Die Weininformationen/Expertisen werden z. B. mit Magneten befestigt. Die Fronten des Überlagers oben, sprich die Dekorflächen auf über 30 laufenden Metern sind nicht lackiert oder mit Folien beklebt, sondern hier hat ein Künstler mit einfacher Kreide grandiose Blickfänge geschaffen. Der Altmöbelbestand ist mit Einschubkästen und Ausziehböden aufgewertet worden, in denen sich die Flaschen in besserer Optik und auch professioneller präsentieren. Das sind jetzt nur mal die wichtigsten Beispiele.

M. Kugel: Was noch?

M. Zierles: Die effiziente Flächennutzung ist ein großer Gewinn. Wir brauchten nach der neuen Planung mit Knoeppel nicht anbauen und auch von anderen Abteilungen nichts wegnehmen. Wir haben Platz für nachhaltige Sortimente geschaffen, was vorher nicht ging. Wir konnten mehr Weine aus Ökologischem und Biodynamischem Anbau aufschalten und stellen kleinen Winzerbetrieben Regalflächen zur Verfügung, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Auch alkoholfreie Weine und Schaumweine sind ein großes Thema, ebenso Manufakturprodukte, die wunderbar zum Wein passen. Dafür hatten wir früher keinen Platz.

M. Kugel: Hört sich teuer an.

M. Zierles: Klar hat der Umbau Geld gekostet, aber wir sind im Rahmen dessen geblieben, was wir uns dafür vorgenommen haben, und wir haben immens an Kundennutzen hinzugewonnen! Erfreulich ist, dass die Umsätze, alle Warengruppen eingerechnet, seit November 2020 um rund 30% gestiegen sind.

M. Kugel: Was ist mit den Energiekosten?

M. Zierles: Die Abteilung ist auf LED umgerüstet. Beheizt wird die Fläche, wie das ganze Gebäude, mit Kälterückgewinnung. Wir haben keine konventionelle Heizung mehr. Zum Ende 2022 werden wir auf elektronische Etiketten umstellen, dass spart Papier und Druckerfarbe. Letztlich hat der Mitarbeitende dadurch auch mehr Zeit für die Kunden.

M. Kugel: Bei meinem letzten Besuch habe ich gesehen, dass der Wein-Dispenser bald zum Einsatz kommt.

M. Zierles: Ja, aktuell haben wir noch ein Leihgerät. Unser eigener wird schon sehnsüchtig erwartet. Dann können die Kunden mit ihrer „Genuss-Card“ auch einen Probeschluck selbst zapfen. Proben können damit besser portioniert werden, die Weine sind mit dem Edelgas Argon versiegelt und halten sich geöffnet viele Tage. So können wir auch edle Weine effizient aufbrauchen. Am Ende haben wir weniger Altglas.

Modernste Dispensertechnik
Modernste Dispensertechnik

M. Kugel: Wird denn die Bar in der Abteilung von den Kunden angenommen?

M. Zierles: Wegen der COVID-Pandemie hatten wir nicht viele Gelegenheiten, Veranstaltungen durchzuführen und die Bar zu nutzen. Dass soll sich aber ändern. Wir haben extra die Warengondeln im Barbereich so gebaut bekommen, dass wir diese bei voller Bestückung einfach mit dem Hubwagen zur Seite ziehen können. In wenigen Minuten haben wir eine freie Aktionsfläche für bis zu 50 Personen. Übrigens, noch etwas Nachhaltiges: Die Gläser-Spülmaschine arbeitet mit eingebauter Umkehrosmose und integrierter Umluftwärmerückgewinnung. Sie spart erheblich Strom und Chemie. Die Gläser sind hygienisch rein und optisch makellos. Ohne polieren.

M. Kugel: Vielen Dank für das Gespräch.