Wein-Verpackungen müssen sexy sein, Lektion 3

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Begehrenswert und „wertvoll“

In Lektion 1 ist zu lesen, dass Krisenzeiten auch Rohstoffe und am Ende die Verpackungen treffen. Die Herstellung von Glas braucht viel Energie und das hohe Gewicht beeinflusst zusätzlich die Logistikkosten, sowohl beim Kraftstoffverbrauch eines LKWs als auch bei den Kapazitäten auf der Ladefläche. Glas wird somit teuer werden, und sein Gewicht muss weiter runter.

Kartonagen und Altpapier sind ein wertvoller Rohstoff, der in Dollar an den Weltbörsen gehandelt wird. In der Herstellung braucht es viel Energie und Wasser. Die günstigste Version einer Weinkartonage ist ein naturbelassener, sprich brauner Karton.

Unbedruckt ist dieser auch im Recycling am einfachsten in die Wiederverwertungskette zu überführen, weil Druckfarbe (oft hergestellt aus Mineralölen, Polymere und Additiven) erst gar nicht zum Einsatz kommt und somit nicht das Grundwasser belastet.

Interessant ist, dass oft günstige, industriell gefertigte Massenware sehr gerne in aufwendigen Kartons transportiert und präsentiert wird.


Bunt bedruckt, lackiert, mit Gold und Glitzer, die Ecken sexy abgeschrägt und mit eingebauter Lasche, an der ein Kunststofffaden zum exakten Aufreißen befestigt ist.

„Aufmerksamkeit um jeden Preis“

Im Markt sind wir vielen Reizen ausgesetzt, die unsere Kaufentscheidung beeinflussen. Gewinner sind oft die Produkte, die sich besonders bunt in bester Lauf-Lage auftürmen.

Alte Kaufmanns-Regel: Wo viel Ware steht wird auch viel Umsatz gemacht. Kaum ein Kunde greift gerne in leere Regale.

Auch hier dürfen wir mal ganz kurz nachdenken. Haben Sie schon mal einen Spitzenwinzer gesehen, der so viel Aufwand nötig hat?

Alternativen sind in der Erprobung

Keine Frage: Kartonverpackungen müssen attraktiv sein, vor allem, wenn sich dahinter neue Konzepte durchsetzen sollen. Hier ist abzuwarten, wie sich die Kunden in Zukunft entscheiden.

Papierflaschen oder die bereits seit Jahrzehnten bekannte Bag-in-Box-Verpackung zählen zu den umweltfreundlichsten und nachhaltigsten Verpackungen für Flüssigkeiten. Verschiedene wissenschaftliche Studien belegen dies unter Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus einer Verpackung. 78% weniger CO2 Ausstoß, 66% weniger Verbrauch von Primärenergie, 73% weniger Wasserverbrauch.

ABER: wollen wir uns tatsächlich vorstellen, dass Weine, die speziell für eine sehr lange Lagerung produziert sind, sich in Verbundstoffe aus Kunststofffolie und Papier hüllen?

Hochwertige Weine, die eine Reifezeit brauchen um ihre gesamte Aromenvielfallt zu präsentieren, werden sicher auch weiterhin in Glasflaschen gefüllt. Gemessen an der Zeitspanne, bis diese Weine getrunken werden, stehen die hohen Energiekosten besser im Verhältnis als bei Konsumware, die nach einem Jahr getrunken sein soll. Traditionen und vor allem Dinge, die sich lange bewährt haben, verändern sich nicht über Nacht.

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Wollen wir Nachhaltigkeit, dann müssen wir offen sein für Neues. Wir könnten zunächst mit den einfachsten Weinen beginnen und hinterfragen, ob die Eigenschaft dieser Massenproduktionen mit ihren eher einfachen Qualitäten einen so hohen Ressourcenverbraucht rechtfertigen.

Weine, die für den raschen Konsum produziert sind, sollten hier den Anfang machen. Auf die Produzenten dürfen wir jedoch nicht hoffen, eine Veränderung nicht erwarten. Die Macht liegt beim Konsumenten.