Auf der Vinitaly Anfang April wurde die neue italienische Sektion des Verbandes PIWI International gegründet, dem weltweit bereits Sektionen in 16 verschiedenen Ländern angehören.
Anlässlich der Vinitaly haben die bereits bestehenden Regionalverbände aus Südtirol, Trentino, Venetien, Friaul-Julisch-Venetien, Lombardei und Piemont PIWI ITALIA und eine Arbeitsgruppe für die Förderung von Produkten aus pilzwiderstandsfähigen Rebsorten aus der Taufe gehoben.
Die Arbeitsgruppe besteht aus Erzeugern von Weinen und Rebsorten, die als resistent gegen Pilzkrankheiten bei Reben definiert sind. Auch Vertreter aus der italienischen Forschung gehören der Gruppe an. Die Vereinigung hat sich zum Ziel gesetzt, die Aktivitäten der regionalen Gruppen zu verstärken und den Anbau von gegen Pilzkrankheiten resistenten Sorten in anderen Regionen zu verbreiten.
Derzeit sind in Italien 36, jeweils 18 rote und 18 weiße Sorten, in den Regionen Abruzzen, Emilia-Romagna, Friaul-Julisch Venetien, Lombardei, Marken, Piemont, Venzien und Südtirol/Tentino zugelassen. Die Zahl der Weinbaubetriebe, die sich dem Anbau von PIWI-Sorten in Italien widmen, wird vom Verband mit aktuell 165 angegeben.
Mehr über die aktuellen Entwicklungen in Italien lesen Sie im nachfolgenden Interview mit dem Präsidenten von PIWI International, dem Südtiroler Rebzüchter Alexander Morandell.
FWA: Was ist der aktuelle Stand des Anbaus von PIWI-Sorten in Italien. Stimmt die Zahl von inzwischen rund 2.000 Hektar auf denen PIWI-Sorten in Italien angebaut werden?
Morandell: Derzeit sind offiziell 2.000 Hektar gemeldete Anlagen mit resistenten Rebsorten bepflanzt. Ich denke, dass davon fast die Hälfte auf die Region Veneto entfallen.
FWA: Derzeit werden die meisten Weine in der Regel als „italienischer Weine“ (Anm. d. Red.: vormals Kategorie „Tafelwein“) mit Angabe von Jahrgang und Rebsorte vermarket: Gibt es Ansätze, auch IGT- oder sogar DOC- Weine zu schaffen?
In Italien ist es nicht erlaubt, die Sorte auf das Etikett zu schreiben, wenn es sich dabei um VINO (vormals Tafelwein oder Vino da Tavola) handelt. Erst seit der Gesetzesänderung in der EU, dass Neuzüchtungen aus Kreuzungen zwischen Rebenspezies (wobei der Anteil von Vitis-Vinifera-Genen mindestens 95% sein soll) als IGT ausgebaut werden können und somit die Sorte auf das Etikett geschrieben werden kann/darf, ist dies möglich. Dies war ein erster, wichtiger Schritt.
Nun gilt es herauszufinden, welche PIWI-Rebsorten in den einzelnen Weinbauregionen wirklich interessant für den breiten Anbau sind. Aktuell macht es nur Sinn diese in die jeweilige DOC-Rebsorten-Liste aufzunehmen.
FWA: Was sind derzeit die wichtigsten PIWI-Rebsorten? Welche werden am stärksten nachgefragt?
Morandell: Abhängig von der Liste der zugelassenen Rebsorten gibt es regional große Unterschiede. Außerdem wird das Sortiment laufend erweitert. Schwierig ist es in Regionen, wo es nur oder in der Vermarktung fast nur DOC-Weine gibt, wie z.B. im Piemont. Favoriten sind aktuell Souvignier Gris, Soreli, Fleurtai, Bronner, Sauvignon Nepis, Johanniter (alle weiß) und bei den roten Sorten Merlot Khorus, Cabernet Cortis, Cabernet Volos, Prior, Cabernet Cantor, Merlot Kanthus, Pinot Regina, Nermantis, Termantis.
FWA: Steht genug Pflanzmaterial zur Verfügung? Wie steht es um die Unterstützung staatlicherseits?
MorandelI: Ich denke ja, Pflanzmaterial ist vorhanden. Die Umstellungen gehen nicht so schnell. Engpässe entstehen erst, wenn größere Weinbaugebiete den Anbau zulassen und somit auch viel auf einmal ausgepflanzt wird. Für die Zukunft brauchen wir aussagekräftige Anbauversuche und Zeit. In dieser Hinsicht wurde in der Vergangenheit und wird auch heute in manchen Fällen zu überhastet agiert.
Ein weiteres Problem ist die mangelhafte Kommunikation zwischen den Akteuren – Weinbau, Kellerwirtschaft, Behörden, Züchter und Vermehrer. Es kann nicht sein, dass plötzlich eine Rebsorte zugelassen wird und weder der Züchter noch der Rebveredler darauf vorbereitet sind.
Wir danken Ihnen für das Gespräch
Die Fragen stellte Hermann Pilz
Auf der Vinitaly 2023 wurde von den Regionalverbänden mit PIWI Italia die 16. Länder-Sektion von PIWI International ins Leben gerufen.