Die Welt des Weins erlebt einen tiefgreifenden Wandel, der nicht nur durch Geschmack, sondern auch durch gesellschaftliche und ökonomische Einflüsse geprägt ist. Kürzlich habe ich für VINUM aus 9 Supermärkten Weine zwischen 4,99 und 14,99 EUR eingekauft und bewertet. Hier ein kleines vorweihnachtliches Resümé!
Der Anteil an Bioweinen steigt in allen Sortimenten deutlich an, demnach bevorzugen mehr Kunden umweltbewusst produzierte Produkte. Hilfeleistung bieten Anhänger wie BIOWEIN, Bloggertipps und Sonderregale mit Biohinweisen. Mein Fazit: Die Fair-Wine-Qualitätssiegel könnten da genau die Entscheidungshilfe bieten, die die Kunden im Markt benötigen.
Markenvertrauen und Trends beeinflussen den Weinkauf
Kunden kaufen nicht nur einen Wein, sondern auch eine Marke. Wohlklingende Namen wie „Tag am Meer“ und „Schmuckstück“ beeinflussen die Kaufentscheidungen. Der Rotkäppchen-Mumm Trendmonitor betont, dass neben dem Preis auch Design, Magazinbewertungen und Bloggerempfehlungen eine wichtige Rolle spielen.
Die Preise haben magische Schwellen
Bei den Discounter wie Penny, Lidl und Aldi ist es extrem schwer überhaupt über 7 € auszugeben. Die Sortimente werden obendrein kleiner. Also alles schnelldrehende Markenbotschafter, teilweise auch renommierter Weingüter. Interessant ist der Koonunga Hill von Penfolds bei Aldi. 7,99 € dafür zahlt der Gastronom im Angebot über Wein-Wolf quasi den gleichen Einkaufspreis. Das sehe ich als schwierig für diese Marken an, dort nicht aus der Gastronomie zu fallen.
Der deutsche Weinmacher Christoph Hammel setzt auf Preistransparenz und die Schwelle von 10,00 € sieht er als kritisch. Sein Sauvignon Blanc unter 10,00 € verzeichnet beeindruckende Steigerungen, sogar in gehobenen Restaurants wie im KaDeWe werden über die Genießertheken glasweise über 10.000 Flaschen verkauft. Dies beweist, dass der Kunde den Preis mit Service durchaus akzeptiert.
Edeka, Hit und Rewe als Wein-Fachhändler
Privat geführte Hit-, Edeka- und Rewe-Märkte haben sich zu Fachhändlern mit beeindruckender Wein- und Winzervielfalt entwickelt. Das Sortiment wächst und wächst und die Sommelierschulen bundesweit bilden Fachkräfte für die Weinabteilungen des Landes aus. Hier kann man im Bereich 8,99 bis 14,99 € von Spitzenwinzern absolute Topweine finden.
Aktuelle Zahlen aus der Welt des Weines
Die weltweite Überproduktion von Wein liegt bei 30%. Australien erwägt drastische Maßnahmen wie das Auslassen eines Jahrgangs und das Roden von Syrah und Cabernet Sauvignon. Der Rotweinverbrauch geht zurück, während Weiß- und Roséweine an Beliebtheit gewinnen. Frauen entscheiden vermehrt über den Weinkonsum, und der Trend geht zu leichteren Weinen.
Die OIV zeigt deutliche Veränderungen im globalen Weinkonsum: Rotwein verzeichnet einen Rückgang von 15% seit 2007, während Weißwein um 10% seit 2000 zulegt.
Herausforderungen wie die Überproduktion haben dazu geführt, dass 54% trotz Krise keine Einschränkungen im Weinkonsum planen (2022: 49%). 64% betonen die Wichtigkeit von Genussmomenten in Krisenzeiten.
Die Weinbranche steht vor Herausforderungen, aber es gibt auch Anzeichen für einen optimistischen Wandel, insbesondere im Hinblick auf Verbrauchertrends und die Bedeutung von Markenvertrauen. Mehr Bewusstsein für Änderungen, die bewirken, dass wir eine lebenswerte Zukunft erhalten, scheint sich in kleinen Schritten anzukündigen.
Ihre Claudia Stern
